Mexikanische Nährböden für Fälle wie Cassez
"Silke, machen wir das nicht schwerer, verschwinde besser in dein Land, klar, wenn du nicht willst, dass dir etwas passiert. Stell dir vor, in Mexiko sind die Gesetze nicht so wie in deinem Land und dich ins Gefängnis zu bringen, ist einfacher. Wie traurig, wenn du deine Jahre hinter Gittern verbringst. Ich wiederhole es dir, das ist ein Versprechen, keine Drohung. Wir geben dir einen Monat, damit zu gehst. Ansonsten werden die Versprechen schlimmer werden."
Wenn man so eine Droh-E-Mail erhält, muss man wohl etwas ganz Schreckliches getan haben. In Mexiko ist das Schrecklichste, was man tun kann, die Wahrheit zu sagen - und genau das hatte ich getan.
Friedrich Schiller hat gesagt: "Wenn kein Mensch mehr die Wahrheit suchen und verbreiten wird, dann verkommt alles Bestehende auf der Erde, denn nur in der Wahrheit sind Gerechtigkeit, Frieden und Leben!" Schiller ist in Mexiko ebenso unbekannt wie die universale und zeitlose Weisheit seiner Worte. Wahrheit ist in diesem Land kein Wert an sich. Und deshalb ist das System so gnadenlos verkommen. Alles, was Florence Cassez erleben musste, habe ich im Kleinen in Mexiko auch schon erlebt. Deshalb wusste ich sofort, dass sie unschuldig ist. Auch wenn es Grenzen gibt, um von einem auf einen anderen Fall zu schließen, gibt es doch wiederkehrende Muster, die die Atmosphäre verständlicher machen, in dem Fälle wie der von Cassez möglich sind.
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